Mittwoch, 18. November 2020

Was macht ein "Content Creator" eigentlich den ganzen Tag?

 Jaa... dann will ich mal berichten aus meinem Arbeitsalltag als selbständiger Content Creator. Oder wie soll ich mich nennen? Irgendwie finde ich nicht die richtige Berufsbezeichnung. Bloggerin? Influencerin, Content Creator?


Wer mich fragt, was ich jetzt eigentlich so mache, nachdem ich meinen sicheren Job als angestellte Schulsekretärin im öffentlichen Dienst gekündigt habe, bekommt immer eine etwas ausweichende Antwort. Zumindest kann ich es nicht in einem Satz erklären. Ich zeige Mode auf Instagram, versuche zu inspirieren, zeige meinen Alltag und manchmal teile ich auch Rezepte. Und ich mache für verschiedene Firmen Werbung.

Oft werde ich gefragt, wie man Blogger, Content Creator oder Influencer (nenne es, wie du willst..) wird und was man zu beachten hat. 

Also eins sei vorweg gesagt: Das Klischee, mal eben ein Bild zu machen, kannst du gleich vergessen! So läuft das nämlich nicht. Am Anfang vielleicht. Zumindest so lange, bis Firmen auf dich aufmerksam werden. Dann geht es los mit der Arbeit.

Zunächst einmal musst du dich beim Gewerbeamt anmelden. Denn du hast ab da an Einnahmen. Auch, wenn du nur Kleidung, Produkte etc. zur Verfügung gestellt bekommst, gilt das als geldwerter Vorteil, den du selbstverständlich beim Finanzamt versteuern musst.

Ob es sich lohnt, Barter Deals (Ware von Firmen gegen deine Werbung, Zeit und Arbeit) einzugehen, sollte gut überlegt sein. Denn daran verdienst du null Euro, hast Arbeit und Zeit investiert und musst die Ware schlussendlich auch noch beim Finanzamt angeben. (Geldwerter Vorteil you know!) Tust du es nicht, ist es Steuerhinterziehung und kann dich teuer zu stehen kommen.. btw.

Joa... dann benötigst du einen Steuerberater. An dieser Stelle... danke für den guten Job :)


Kommen wir nun mal zu meinem Arbeitstag. Was mache ich eigentlich die ganz Zeit als Content Creator? (Nennen wir es doch jetzt einfach mal so... denn schließlich produziere ich Content (das bedeutet Inhalt, wie z.B. dieser Text hier. Oder Bilder oder Videos...)

Mein Tag beginnt um 06.30 Uhr. Um diese Uhrzeit stelle ich mein Bild (welches ich zuvor produziert, ausgewählt, bearbeitet und den Text dazu geschrieben habe... dazu später mehr..) auf Instagram online. bis ca. 8.00 / 8.30 Uhr kommentiere ich Bilder anderer User und beantworte meine Kommentare unter meinen Bildern und in den Direktnachrichten. Tipp: Wenn ihr etwas erreichen wollt, solltet ihr viel kommentieren bei anderen, damit ihr und somit euer Feed Aufmerksamkeit bekommt. Denn das ist das A und O.

Zwischen 8.00 Uhr und 9.00 Uhr mache ich private Dinge wie duschen, Frühstücken, mit dem Hund raus... etc. Aber auch die ersten Mails werden gelesen, die ToDo Liste ergänzt..

Gegen 9.00 / 9.30 Uhr bereite ich mich vor und schminke mich.. manchmal drehe ich dabei auch schon die erste Story für den Tag.

Spätestens um 10.00 Uhr lege ich los. Dann beginnt die Zeit für meine "Dreharbeiten", wie ich es gerne nenne :) Oder der kreativere Teil meiner Arbeit. Vormittags habe ich einfach das beste Licht in meinem Zimmer und bin noch voller Elan :)) Zuerst stelle ich mir die Looks zusammen. Dann produziere ich Fashion Hauls, beschrifte die Videos, drehe Reels, schneide sie und hinterlege sie mit Musik. Bei einem Fashion Haul ziehe ich mich endlos oft an und wieder aus. Für Stories, für Reels und für die Fotos. Oft drehe ich auch Aufträge von Kunden vor und mache Fotos. Was nicht zu vergessen ist, ist das Aufräumen der ganzen Sachen nach getaner Arbeit :)

Gegen Mittag beantworte ich wieder Kommentare und Fragen auf Instagram. Das Mittagessen fällt oft aus, weil mir einfach die Zeit fehlt. Dann muss etwas für den kleinen Hunger reichen. Mit Frieda gehe ich auch raus.

Gegen 13. 00 Uhr fange ich an, die Mails zu beantworten. Hier kommen diverse Anfragen zu Kooperationen. Klingen sie interessant, geht es ans Verhandeln. Bis ein Auftrag zu Stande kommt, dauert es viele Mails oder Telefonate. (Soviel nochmal dazu...eben schnell ein Bild..). 

Das läuft ab, bis ein Auftrag zu Stande kommt: Anfrage, Verhandlungen, Terminvergabe, Produkte aussuchen. Klingt einfach.. ist es aber nicht immer. Manchmal sind die Verhandlungen zäh.. dauern Tage, bis man auf einen Nenner kommt. Termine können sich immer wieder verschieben. Produkte, die man gewählt hat, sind nicht mehr lieferbar. Alles Zeitfresser :)))

Nachmittags gehe ich oft los, um Outfits zu shooten. Hierfür stelle ich mir vorher die Looks zusammen und und fahre zur gewählten Location. Das nimmt auch immer viel Zeit in Anspruch.

Zwischendurch sammle ich Ideen und notiere sie mir. Ich muss Pakete von Waren verpacken, die ich nicht behalte (geldwerter Vorteil, wir erinnern uns) und zur Post bringen. Ich streiche meine ToDo Liste ab und erstelle für den folgenden Tag eine neue Liste.

Es kommen auch Pakete an... die muss ich bearbeiten.. bzw. öffnen. Wenn Kleidung enthalten ist, hänge ich sie auf, ggf. bügel ich sie. Auch muss ich die Briefings lesen.. dort enthalten sind z.B. wichtige Produktinformationen, Abläufe und auch Codes, die ich verwenden darf.

Auch müssen die vielen Kartonagen und das Verpackungsmaterial wieder entsorgt werden. 

Nach dem Shooting sichte ich die aufgenommenen Bilder, lade sie runter, bearbeite sie. Das geschieht meistens am Abend. Auch schaue ich am Abend, welchen Content ich am nächsten Tag posten möchte oder auch muss, wenn es terminlich fest mit einem Kunden vereinbart ist. Hierfür wähle ich ein Bild aus, schreibe den Text und wenn es einen Code gibt, suche ich ihn heraus und füge ihn dazu. Dann folgen die Hashtags.


Was läuft ab bei einer zu Stande gekommenen Kooperation: Die Ware kommt an, der Termin steht. Nun wird produziert. Das Briefing wird gelesen, falls es eins gibt. Fotos werden gemacht, Stories aufgenommen. Soweit so gut. Möchte der Kunde den Content vorher sehen und genehmigen, schicke ich ihm alles via WeTransfer. Damit kann ich größere Daten versenden. Wenn der Kunde nicht zufrieden ist (das gibt es leider auch - aber sehr sehr selten), muss ich alles noch einmal machen, ggf. ausbessern (Zeitfresser..) Wenn alles gut läuft, kann ich die Story und das Bild zum ausgewählten Zeitpunkt veröffentlichen. Wenn es nicht so optimal läuft (kommt schon mal vor), dann bekomme ich die Freigabe erst nach dem ausgemachten Termin und es gibt neue Terminverhandlungen. Aber meistens kann ich ganz normal posten.

Wie ihr seht, es steckt eine Menge Arbeit hinter "mal eben ein Bild". Aber das war noch nicht alles. Denn nach einem erfolgreichen Story- und/ oder Feedpost kommt die Nachbereitung. 

Das läuft ab, wenn eine Story oder ein Bild gepostet wurde: Bilder und Stories sind gepostet. Danach bekommt der Kunde die Insights von dem jeweiligen Bild oder der Story. Das bedeutet: Er möchte Zahlen sehen wie z.B. die Storyviews oder die Reichweite des Bildes. Somit wird dies alles vom Handy gescreenshotet und dem Kunden zur Verfügung gestellt. Und zu guter Letzt wird die Rechnung geschrieben und an den Kunden versendet. Meistens zusammen mit den Insights.

Und natürlich darf die Buchhaltung nicht fehlen. Hierzu gehört, dass man alle Einnahme- und Ausgabe-Belege sammelt und nach Datum sortiert abheftet. Am besten machst du das täglich, sobald ein Beleg da ist. Ich z.B. kontrolliere täglich meine Einnahmen auf dem Konto. So sehe ich gleich, falls ein Kunde überfällig mit der Bezahlung ist und kann reagieren. Wer ein Auto nutzt, z.B. um zum Shooting zu fahren, muss ein Fahrtenbuch führen. Dies alles wird dem Steuerberater monatlich (wie bei mir) oder vierteljährlich abgegeben.

Ausgaben sind z.B. alles, was du zur Ausübung deines Jobs als Content Creator benötigst. Wenn du Blumen für ein Fotoshooting kaufst, dann sind das Ausgaben, die auf deine zu zahlenden Steuern angerechnet werden können. Wenn du ein Accessoire für einen Look benötigst und es kaufst, dann kannst du es ebenfalls absetzen. Manches nur zu einem bestimmten Prozentsatz, weil du dieses Teil evtl. auch privat nutzt. Aber da fragst du am besten deinen Steuerberater.

Für mich endet der Tag meistens erst ab ca. 22.00 Uhr, denn auch abends beantworte ich Fragen und schreibe ich noch Kommentare. Das würde ich gerne irgendwann einmal ändern... so dass ich auch zu einer bestimmten Uhrzeit Feierabend habe :))

Ich hoffe, ich habe nichts vergessen und konnte euch einen kleinen Überblick über meinen Arbeitstag vermitteln und euch vielleicht den ein oder anderen Tipp geben.


Falls ihr Fragen habt, schreibt mir hier gerne eure Fragen oder schreibt mir auf Instagram eine Direktnachricht.

Liebe Grüße,

Katja






4 Kommentare:

  1. Wahnsinn... danke für diesen ausführlichen Post. Das war sehr interessant. Ich hab bestimmt nochmal die ein oder andere Frage. Dann weiß ich ja an wen ich sie richten kann. Vielen Dank für diese Mühe.

    Ganz liebe Grüße
    Katja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke Katja, du kannst mich jederzeit gerne fragen :)
      Liebe Grüße,
      Katja

      Löschen
  2. Liebe Katja,

    so hatte ich es mir vorgestellt. Ich bin hauptberuflich im Einkauf, aber zwei Menschen aus meiner Familie sind schon seit 30 Jahren selbstständig und wie das Wort schon sagt "ständig" Ob ich es so wagen würde. hmmm, ich gebe es zu. Ich brauche mein Grundgehalt, ich würde maximal auf Halbtags gehen. Weil wenn ich so an Corona Denke und die Situation. Sei froh, das deine Partner immer weitergemacht haben. Ich kenne viele Blogger, da gab es massive Einbrüche und das macht mir Angst.

    Ich folge Dir supergern und bin jedesmal von deinen Reels begeistert. Gern würde ich bei Dir mal unterricht nehmen. Schwups ist man schnell umgezogen *lach*

    Liebe Grüße
    Elke von elkevoss.de

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Elke,
    das freue mich sehr und ich gebe dir gerne Unterricht :))
    Liebe Grüße,
    Katja

    AntwortenLöschen